Walter Moritz als Gastreferent: VSO zu Besuch bei der SRG Bamberg

 
Der Unterfranke Walter Moritz hat eines der höchsten Ämter beim Bayerischen Fußballverband inne. Am vergangenen Montag war er auf Einladung zu Gast bei der Schiedsrichtergruppe Bamberg. Er erzählte von seiner Tätigkeit und den schweren Aufgaben, die der Fußball in Bayern zu bewältigen hat.
 
 
Im Prinzip spielten schon einige Zufälle eine Rolle im Leben des Walter Moritz. Da wollte er 1991 eigentlich nur den B-Schein als Trainer machen. Notwendigerweise musste er dazu auch die Schiedsrichter-Prüfung ablegen. „Irgendwie bin ich dann hängengeblieben“ verrät er. Talent hatte er offensichtlich. Denn bis ins Jahr 2003 leitete er Spiele in der Bayernliga. Gleichzeitig kam seine Funktionärslaufbahn langsam ins Rollen. 1994 übernahm er erstmals in dieser Sparte Verantwortung. Bis 2010 war er Lehrwart der Gruppe Haßfurt, von 2002 bis 2014 Mitglied des Verbandslehrstabes und seit 2014 ist er nun Verbands-Schiedsrichterobmann (VSO). Viel Zeit für andere Aktivitäten bleibt dem 50-jährigen Unterfranken nebenher nicht mehr. Die Aufgabe ist ein Fulltime-Job. Am Montag stellte er seine Arbeit während eines Gastreferates in Dörfleins bei der SRG Bamberg vor. 
 

Verbands-Schiedsrichterobmann Walter Moritz: „Der Erfolg eines Obmannes liegt in der Summe der Erfolge seiner Mitarbeiter.“

 
„Der Erfolg eines Obmannes liegt in der Summe der Erfolge seiner Mitarbeiter.“ Diesem Credo verbunden stellte er sein Team vor. Es besteht aus dem Verbands-Schiedsrichterausschuss (VSA), in dem unter anderem Michael Güßregen aus Bamberg als Beisitzer vertreten ist und zum zweiten aus dem Verbands-Lehrstab (VLS), in dem mit Andreas Oppelt ein weiterer Bamberger tätig ist.

Spitzenbereich

Die Aufgaben, die von Moritz und seinem Team zu erfüllen sind, lassen sich grob in den Spitzen- und den Basisbereich kategorisieren. Im Spitzenbereich gibt es aktuell einige bayerische Schiedsrichter. Angefangen von der Bundesliga (Aytekin, Brand, Brych, Hartmann, Perl, Sippel, Stark) über die 2. Bundesliga (Dietz, Cortus), bis hinein in die Landesligen. Die originäre Aufgabe des BFV beginnt ab der 3. Bundesliga. „Das ist unsere Plattform“ so der VSO. Hier sind vier bayerische Schiedsrichter vertreten: Mix, Kornblum, Huber und Badstubner. In der Regionalliga sind 25 bayer. SR vertreten, darunter die beiden Bamberger Markus Pflaum und Christopher Schwarzmann. In der Bayernliga gibt es 54 SR, darunter den Bamberger Engl. In den Landesligen gibt es insgesamt 120 Referees, darunter Martin Götz, Andreas Voll und Markus Görtler aus der Domstadt. Summa summarum macht der Spitzenbereich minimale 1,5 Prozent aller bayerischen Unparteiischen aus. Der Löwenanteil entfällt also auf den Basisbereich.
 
Gespannt lauschten die Schiedsrichter der Gruppe Bamberg den Ausführungen ihres VSO.
 

Basisbereich

Hier sind ca. 98,5 Prozent aller bayer. SR tätig. Eine dementsprechende Wertigkeit will man denen auch vermitteln. „Dazu brauchen wir eine praxisgerechte Neuausbildung, eine zielgruppenorientierte Weiterbildung und einen Wissenstransfer über die neuen Medien“ meint Moritz. Dabei sieht er durchaus auch kritisch auf die aktuellen Verhältnisse. Denn an Umsetzungsproblemen mangelt es nicht. Zu schaffen macht dem BFV beispielsweise die Altersspanne der Zielgruppe. Viele SR fangen im Teenageralter an, andere pfeifen bis ins hohe Rentenalter. Bei mehreren tausend vorhandenen Unparteiischen ist es natürlich auch schwer, die schlichte Menge an SR zu erreichen, die sich außerdem durch mitunter große Leistungsunterschiede auszeichnet. Um die vorhandenen Ziele umsetzen zu können ist es unabdingbar, dass sich der BFV auf die handelnden Personen vor Ort verlassen kann. Das sind in der Regel die Obmänner der einzelnen Gruppen mitsamt ihrem Stab aus ehrenamtlichen Mitarbeitern. Diese müssten irgendwo im Feld zwischen Gruppen- und Leistungsdenken, zwischen Tradition und Innovation eine Balance finden.

Wunschdenken

Von einem „Wunschdenken“ spricht Moritz, wenn er die Arbeit der regionalen SR-Gruppen betrachtet. Hier müssten die Neulinge zunächst integriert und dann entsprechend ihren Talenten gefördert werden. Einige von ihnen müssten zu Leistungsschiedsrichtern herangeführt, andere im Basisbereich gehalten werden. Dazu müsste ein kompetentes Team aus Betreuern bestehen. Coaches für Beginner, die langsam aufgebaut werden müssen und Beobachter, die SR bewerten müssen – all das gehört zu einer Gruppe und stellt diese mitunter vor eine Reihe von Schwierigkeiten. Denn gutes Personal im ehrenamtlichen Bereich ist nicht allgegenwärtig. Eine einheitliche Regelauslegung in den Gruppen wäre außerdem wünschenswert. Das große Thema in den letzten Monaten und Jahren ist sicherlich der Gewinn und Erhalt von Schiedsrichtern. Diesen Wunsch betonte Moritz besonders. Um neue SR zu gewinnen müssten auch neue Wege gegangen werden. Beispielsweise über moderne und innovative Werbung. Der Erhalt von SR geht nach seiner Meinung vor allem über den Respekt untereinander. Spieler, Trainer, Zuschauer und Vereine müssten an einem Strang ziehen, sich gegenseitig akzeptieren und respektieren. Leider besteht da in Anbetracht von zunehmender Gewalt der wohl größte Handlungsbedarf.Zum Abschluss betonte Walter Moritz den enormen Aufwand, den alle Beteiligten in Anbetracht der zu bewältigenden Aufgaben zu leisten hätten. Ein Dank ging hierbei nochmals an die SR-Gruppen vor Ort, die es Woche für Woche teilweise irgendwie schaffen müssen, alle Punktspiele mit neutralen Schiedsrichtern zu besetzen.

 
Quelle: anpfiff.info

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